Loibl Nord: ein Brief

Liebe Freundinnen und Freunde,

Gestern haben mich beiliegende, erschreckende Bilder von der KZ-Gedenkstätte am Loiblpass (Loibl Nord) erreicht. Diese Fotos zeigen die Überreste der ehemaligen Waschbaracke (vorheriger Zustand und aktueller Zustand), eine der wenigen baulichen Überreste des KZ des Nordlagers.

Klar, der Betonboden der Waschbaracke war kaputt, aber es war deutlich zu erkennen, dass es sich dabei um den Boden früherer Duschen handelt. Damit diese Relikte einerseits erhalten bleiben, aber andererseits auch für die Vermittlungen genutzt werden können, wäre eine Überdachung als Wetterschutz und eine behutsame Fixierung der Betonteile möglich gewesen.

Wie ihr auf den Fotos aber sehen könnt, wurden sämtliche Relikte der Waschbaracke in neuen Beton eingegossen. Unsere Freunde vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška, die seit Jahrzehnten für diese Gedenkstätte arbeiten und ohne deren Einsatz es diesen Ort so gar nicht mehr geben würde, wurden von dieser Aktion nicht informiert, weder vorher noch nachher.

Können wir uns vorstellen, dass in Auschwitz-Birkenau die Reste des gesprengten Krematoriums in einen modernen Beton-Sarkophag eingegossen werden? Undenkbar!

Wie es scheint, hat die Bundesanstalt Memorial Mauthausen jetzt bevorzugt ihren Fokus auf das Betonieren verlegt, nach dem Betonturm („Turm der Schande“) in Mauthausen jetzt die nächste, mit niemanden abgesprochene Aktion.

Es ist in dieser Form ein Skandal, dass ohne jede Information an die anderen Beteiligten mit massivem Beton in KZ-Gedenkstätten eingegriffen wird. Der „Turm der Schande“ in Mauthausen könnte wahrscheinlich abgerissen werden, ohne dass sichtbare Schäden an der historischen Bausubstanz zurückbleiben. Die Reste der Waschbaracke des Loibl-KZ sind wahrscheinlich für immer unter Beton verschwunden.